Die CAISSA Touristic (Group) AG hat sich innerhalb nur weniger Jahre als eines der führenden Unternehmen für Reisen von und nach China etabliert. Dem Firmengründer und Vorstandsvorsitzenden Herrn Mang Chen ist der Austausch zwischen Deutschland und China ein leidenschaftliches Anliegen, erwachsen aus seiner besonderen Vergangenheit in der materiellen und kulturellen Verarmung seiner an Schönheit und Kultur doch eiegentlich so reichen chinesischen Heimat in den Jahren der Kulturrevolution. Und aus einer frühen Liebe zur deutschen Sprache und Kultur, ausgelöst durche eine Platte mit der Musik Beethovens, die durch den Reiz des Verbotenen in den Ohren des 12-jährigen Mang Chen ihre Schönheit vervielfachte.
Herr Mang Chen im Gespräch mit Rolf Burmester, TBJ-Redaktion.
TBJ:
Herr Chen, in ihren Kindheitsjahren war China extrem arm, sowohl an Nahrung und Gütern als auch an Informationen.
Mang Chen:
Die Menschen in der westlichen Welt können sich überhaupt nicht vorstellen, wie wir damals gelebt haben. Die jungen Leute, die gerade Abitur gemacht hatten, durften nicht an der Universität studieren, sonder mussten zur Umschulung aufs Land gehen und bei den Bauern arbeiten. Die Regierung schickte die Fabrikarbeiter in die Schulen, die ehemalige Schulleitung musste ebenfalls aufs Land. Wir durften nichts lesen außer der Mao-Bibel und ein paar Propaganda-Romanen. Unsere einzige Musik war die so genannte „Revolutionäre Musteroper“, eine angepasste Version der Pekingoper, bestehend aus fünf Opern. Ich kannte jedes Wort davon.
TBJ:
Denken Sie ungern an Ihre Kindheit zurück?
Mang Chen:
Bis zu einem gewissen Alter war ich ja glücklich. Einfach lebende Menschen, die keine bessere Welt kennen, sehnen sich auch nicht nach mehr. Uns wurde erzählt, China sei ein neues Paradies für die Menschen, die übrige Welt lebe in Not und unsere Aufgabe sei die Befreiung dieser Menschen.
TBJ:
Somit kommt ihr erster Kontakt mit der westlichen Sprache und Kultur einer Vertreibung aus dem Paradies gleich und die Beethoven-Platte, welche Sie bei Ihrem Freund fanden, dem Apfel, den Eva Adam darbot, und Sie nahmen Ihn entgegen...
Mang Chen:
Ich begann, eine neue Welt zu entdecken. Ich suchte alte Bücher, verbotene Bücher, die meine Eltern und Großeltern im Schrank aufbewahrt hatten, und fing an, sie alle zu lesen. Ich hatte viele Freunde, deren Eltern Diplomaten der chinesischen Regierung in Europa waren, und sie brachten manchmal Bücher aus Europa mit. Ab und an übersetzten die Eltern – unser Interesse wuchs mit dem Misstrauen gegenüber der damaligen Propaganda, die uns gesagt hatte, wir lebten besser als die anderen, und dabei zeigte die westliche Welt sich uns so bunt, so wohlhabend, so offen und faszinierend.
TBJ:
Damals fingen Sie an, Deutsch zu lernen.
Mang Chen:
Ich finde Deutsch ist eine sehr interessante Sprache. 1978 hatte ich mein Abitur in der Tasche und durfte dank der Beziehungen meiner Eltern in der Stadt als Buchbinder arbeiten. Meine Mutter arbeitete beim Chinesischen Internationalen Radiosender, und einer ihrer Arbeitskollegen, ein Deutsch-Dolmetscher gab mir Unterricht. Damit sich der Aufwand für ihn lohnte, organisierte ich 48 weitere Interessierte, was gar nicht einfach war. Nachts brachte ich in ganz Peking heimlich Werbeplakate an, die ich selbst angefertigt hatte. Es war eine aufregende Zeit. China war dabei, sich zu öffnen, seit Deng Xiaoping Präsident war. Da ich sah, dass in dieser Phase der Öffnung immer mehr Europäer, Japaner und Amerikaner sich für China interessierten und als Touristen ins Land kamen und dass ein Mangel an Deutsch sprechenden Reiseleitern herrschte, unterzog ich mich einer Aufnahmeprüfung und wurde vom Staatlichen Chinesischen Reisebüro als Reiseleiter eingestellt.
TBJ:
Die damals gesammelten Erfahrungen kamen Ihnen bei der Führung der 1993 von Ihnen gegründeten CAISSA Touristic (Group) AG offensichtlich zugute.
Mang Chen:
Viele meiner Reisegruppen kamen aus Deutschland. So lernte ich über Deutschland, die Deutschen und zwangsläufig viel Neues über meine eigene – wunderschöne – Heimat, da ich sie mit den faszinierten Augen des Touristen sehen lernte. Dann kam meine Chance, Deutschland selbst zu erleben. Ich erhielt einen Studienplatz für Betriebswirtschaftslehre in Gießen, blieb in Deutschland und gründetet das Unternehmen.
TBJ:
...welches heute über 500 Mitarbeiter beschäftigt und an sechs Standorten mit eigenen Niederlassungen vertreten ist. Ihr Image ist ausgezeichnet, ihre Partner schätzen Sie. Bereits 1996 verlieh Ihnen die angesehene Accor Hotelkette den Titel „Best new Partner“ für Ihre beachtlichen Buchungssteigerungen. Wo liegen die Schwerpunkte Ihres touristischen Spektrums?
Mang Chen:
Wir haben uns auf zwei Märkte spezialisiert: Für unsere deutschen Kunden stellen wir ein eigenes Programm für Reisen nach China und Asien zusammen. Außerdem organisieren wir als eine der größten europäischen Incoming-Agenturen Reisen nach Europa für unsere Kunden in China.
Wir verfügen über langjährige Erfahrungen und genaue Landeskenntnisse. So können wir unseren Kunden ein ausgefallenes Angebot zu attraktiven Preisen anbieten. Durch unsere Niederlassungen in Hamburg, München, Paris, Peking, Shanghai und Guangzhou gewährleisten wir eine optimale Betreuung.
TBJ:
Die Vermutung liegt nahe, dass Sie die Messlatte für Ihren Qualitätsanspruch sehr hoch legen.
Mang Chen:
Erst wenn wir für jeden unserer Kunden ein optimales Angebot zusammengestellt haben, sind wir zufrieden. Deswegen berät Sie unser kompetentes Team ausführlich darüber, welche China-Reise für Sie geeignet ist. Unsere deutschen Mitarbeiter wissen, welche Seviceleistungen unsere deutschen Kunden erwarten und die chinesischen Mitarbeiter, was China ihnen zu bieten hat. Unser multikulturelles Team unternimmt regelmäßig Schulungsreisen nach China. Alle Mitarbeiter kennen China gut und verfügen über ein großes Repertoire an Insider-Tipps. Dadurch können unsere Kunden authentische Eindrücke von ihrem Reiseland gewinnen.
TBJ:
Angenommen, ich möchte von China einen Abstecher nach Australien machen?
Mang Chen:
Im Jahr 1997 habe ich ein bestehendes IATA-Reisebüro gekauft und damit Angestellte und Kunden übernommen. Daraus entwickelte sich ein internationales Geschäft mit einem internationalen Team, dessen Know-how sich nicht nur auf China beschränkt. Selbstverständlich erhalten Ihre Leser unseren Service auch für alle anderen weltweiten Reisedestinationen. Ob nun die Ausstellung von Flugtickets, die Reservierung von Mietwagen, Fähren oder Hotels gewünscht wird – als IATA-Agentur können wir unseren Kunden einen Rundum-Service bieten. Dieses überzeugende Leistungsangebot schätzen unsere zahlreichen deutschen und chinesischen Privat- oder Firmenkunden.
TBJ:
Haben Sie auch eine besondere Service-Idee für die TBJ-Leser?
Mang Chen:
Wir stellen jederzeit ein individuelles Angebot nach den Wünschen Ihrer Leser zusammen. Und zusätzlich planen wir für die nächste Ausgabe zusammen mit TBJ eine Leserreise nach China,
TBJ:
Wie stellen Sie sich die Zukunft Ihres Unternehmens vor?
Mang Chen:
Meine Mitarbeiter und ich haben viele Ideen. Unsere globale Arbeit als Reiseveranstalter ist in Zukunft weiter ausbaufähig. Wir arbeiten z.B. an einer eigenen Charter-Fluglinie. Sicherlich werden wir weiterhin unser Engagement zur Förderung des deutsch-chinesischen Austausches weiter entwickeln. Schon heute unterstützen wir in diesem Sinne kulturelle Veranstaltungen in ganz Deutschland. Wir versuchen, der interessierten Öffentlichkeit ein differenziertes China-Bild zu vermitteln. Hier gibt es noch eine ganze Menge zu tun, zumal uns interessante Entwicklungen bevorstehen.
TBJ:
Ich danke Ihnen für das Gespräch.